Grotte Sainte-Marie-Madeleine und Kapelle Saint Pilon
An und Abstieg über unterschiedliche Pässe
Wanderung
mittel
2 h 15 min
nein
ja
Unterstand
Bergausrüstung
Einführung
Das Massiv der Sainte-Baume ist ein Kalkriegel von ähnlicher Grösse, Geologie und Ausrichtung wie die Montagne Sainte-Victoire. Zwischen den beiden liegen auch keine 25 km Luftlinie. Aber das Massiv der Sainte-Baume hatte nicht ihren Cézanne, die Erhebung ist weit von einer grösseren Stadt enfernt und nicht so leicht zugänglich. Historisch betrachtet ist das Massiv der Sainte-Baume allerdings weitaus bedeutender, seit der Römerzeit ist dies der heilige Berg von Marseille und ein Zentrum des Fruchtbarkeitskults.
Die Höhle Sainte-Marie-Madeleine (Maria Magdalena) ist seit dem fünften Jahrhundert ein Wallfahrtsort. Dessen Bekanntheitsgrad nahm bis zum 15. Jahrhundert derart zu, dass die Höhle in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Pilgerstätten des Christentums zählte. Man konstruierte recht erfolgreich eine Legende um die Gefolgsfrau und mögliche Liebhaberin von Jesus von Nazaret. Die erfundene Geschichte besagt, dass sie das Mittelmeer alleine in einem Holzkahn querte und Marseille erfolgreich missionierte, um sich danach 30 Jahre in die Grotte zurück zu ziehen.
Unabhängig von diesen haarsträubenden und machtpolitischen Mythen, ist das Massiv aber auch ein beliebtes Wandergebiet, in dem es ruhiger zugeht als an der Montagne Sainte-Victoire. Das Gelände ist nicht weniger eindrucksvoll. Wir gehen am klassischen Zustieg zur Grotte, weiter aber über einen wenig begangenen Felsgang in den Pas de la Cabre bis auf den Hauptkamm.
Die Fakten
6,3 km Gesamtstrecke
2 h 15 min Gehzeit
400 m Gesamthöhenunterschied
Orientierung einfach auf markiertem Wegen, ansprechend zum Pas de la Cabre
Markierung 70% der Strecke
65% leichte Wege
15% ausgesetzte Pfade
10% Forststrassen
5% Feldwege
5% mittelschwere Wege
5% Treppen
Gefahren Hitze im Sommer, Kälte und vereiste Wege im Winter, Wind
Kinder ja
praktisch Picknick-Zeug
notwendig Bergschuhe, Wanderausrüstung und Wasser
GPS-Koordinaten (WGS84) des Start- und Endpunkts 43.335534,5.758928
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Sainte-Baume mit Saint-Pilon und Grotte Marie-Madeleine
Ansicht vom Ausgangspunkt. Der Saint-Pilon ist einer der Gipfel des langen Hauptkamms, allerdings nicht der höchste, oben steht eine kahle Kapelle. Die Gebäude in der Felswand über der Waldgrenze stehen vor der Höhle Sainte-Marie-Madeleine und beherbergen wenige Mönche und manchmal auch Pilger.
Öffentliche Verkehrsmittel
Man gelangt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zum Ausgangspunkt. Obwohl es mehrere Zufahrtsstrassen gibt, ist keine schnelle Zufahrt möglich. Der nächstgelegene nennenswerte Ort mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung ist Aubagne, von dort geht es über 30 Strassenkilometer bis in das Dorf Plan d'Aups. Der Ausgangspunkt liegt 3 km östlich des Dorfs.
Zufahrt mit dem Auto
Ein Dorf befindet sich in der nähe des Ausgangspunks, aber das bedeutet nicht, dass man einfach hinkommt. Von Aubagne geht es alpin über Kehren und 30 km über die Strasse D2 an die Nordseite des Plateaus. Nicht weniger kurvige Alternativen sind: die D45a von Auriol, die D480 von Saint-Zacharie und die D80 von Nans-les-Pins und Saint-Maximin. Die Strassen im Osten sind etwas weniger kurvig, aber von Brignoles kommt man ebenso auf 30 km Anfahrtsweg. Ziel bleibt immer der Ort Plan-d'Aups-Sainte-Baume.
Sinnvolle Parkplätze
Wir empfehlen die Parkflächen östlich der Gebäude der Hôtellerie Sainte-Baume. Diese Stellplätze abseits der Strasse sind auch bei grossen Andrang ausreichend. Hier ist auch der Ausgangspunkt der Tour.
Tipps
Der Bergkamm ist Ost-West ausgerichtet und steht somit quer zum Mistral und den meisten anderen hier vorherrschenden Windrichtungen. Am Kamm kann der Wind unerträglich und sogar gefährlich werden. An diesen Tagen sollte man den Kamm meiden und nicht die Kapelle Saint-Pilon anpeilen. Das Massiv Sainte Baume liegt auf einer riesigen Kalkfläche und ist von anderen grossen Bergen umgeben, Wolken halten sich hier auch länger als an der Küste. Trotzdem kann die Sonne auch unerträglich heiss herunterbrennen. Der Anstieg erfolgt Nordseitig im Schatten der Bäume. Am Kamm ist man dem Wetter total ausgesetzt, hier ist auch kaum Vegetation anzutreffen.
Die Grotte kann als Unterstand dienen, aber darin ist es rund um das Jahr unangenehm kalt-feucht.
Die ganze Region ist eine Zone mit hohem Waldbrandrisiko. Im Sommer aber auch in anderen Saisonen zu Zeiten mit grosser Trockenheit oder bei starkem Wind, kann der Zugang zu den Waldgebieten reglementiert sein. Folglich können die Strassen für den Verkehr gesperrt sein und/oder die Wege für Wanderer verboten werden. Aktuelle Auskunft: Karte zum Zugang zu den Wäldern im Département Var (auch englisch). Die Karte zeigt die Farben Grün, Gelb, Orange und Rot, die den Gefahrenstufen entsprechen.
Die Abschnitte
- Anstieg am klassischen Pilgerweg zur Grotte
- Über den Sattel Pas de la Cabre im Westen und dem Kammweg zur Kapelle Saint Pilon
- Kammweg und Abstieg über den Col de St. Pilon, Chemin du Canapé und Chemin des Rois
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Vermutete Reliquie der Maria Magdalena
Abschnitt 1: Hôtellerie - Grotte de Sainte-Marie-Madeleine
➙ 1,8 km ... 45 min ➚ 220 m ➘ 0 m ↝ einfach
25% Feldwege, mit Markierung
75% leichte Wege, mit Markierung
5% Treppen
Die Anhaltspunkte
- Hôtellerie de la Sainte-Baume, 670 m
- Grotte Sainte-Marie-Madeleine, 892 m
Anstieg durch einen dichten Eichen- und Buchenwald. Im Winter kann es hier sehr kalt sein.
Der Weg ist einfach und gut ausgeschildert. Man startet beim Parkplatz östlich der grossen und alten Herberge und geht direkt und geradelinig zwischen zwei Feldern auf den Berg zu. Danach rechts und anschliessend wieder links und nun am eigentlichen Pilgerweg weiter.
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Massif de la Sainte-Baume von Norden gesehen
Der Pilgerweg ist mit Treppen aus Natursteinen versehen, je nach persönlicher Schrittlänge können sie als praktisch oder als nervend betrachtet werden. Wir bleiben lange in diesem dichten Wald und sehen die Grotte am Fusse der Felswand erst, wenn wir unmittelbar darunter stehen. Im Sommer spendet der Wald guten Schatten.
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Pilgerweg zur Grotte Sainte-Marie-Madeleine
Der Weg macht einige Kurven und kommt zu einer grossen Kreuzung mit Bildstock, hier rechts.
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Marterl auf 380 m
Wir steigen weiter ohne nennenswerte Anhaltspunkte an und nur im letzten Moment öffnet sich der grüne Vorhang vor den Gebäuden bei der Höhle. Links führt eine Treppe in die Halbhöhle hoch.
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Am Fusse der verbauten Höhle von Maria Magdalena
Es handelt sich nicht um eine einzige Höhle, sondern um mehrere Öffnungen. Alle sind mit Kreuzen versehen oder verbaut. Die grösste natürliche Öffnung ist vermauert und beherbergt die Kapelle.
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Vorplatz der Grotte Marie-Madeleine
Innen schaut es aus wie in einer Kirche, Seitenkapellen befinden sich in natürlichen Nebenhöhlen. Der kitschige Stil des 19. Jahrhunderts ist bedrückend.
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Statue in der Grotte de Sainte-Marie-Madeleine
Abschnitt 2: Grotte - Pas de la Cabre - St. Pilon
➙ 1,9 km ... 45 min ➚ 160 m ➘ 65 m ↝ mittel
5% Treppen
45% ausgesetzte Pfade, ohne Markierung
50% leichte Wege, mit Markierung
Die Anhaltspunkte
- Grotte Sainte-Marie-Madeleine, 892 m
- Unter der Höhle vorbei und nahe am Wandfuss nach Westen
- Sattel Pas de la Cabre, 960 m
- Kapelle Saint-Pilon, 980 m
Dezent markierter aber anspruchsvoller Durchstieg in den Kamm.
Wenn wir die Treppe von der Höhle wieder bergab steigen, können wir am Anfang einen Einblick in die weitere Route gewinnen. Man sieht nach Westen in die Kalkfelswand, die hier noch mehr als 100 Meter höher ragt. Weiter hinten sieht man eine Felsrampe, die am Wandfuss startet. Das ist unser natürlicher Übergang in den Kamm.
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Nordflanke des Massifs der Sainte-Baume, Blick nach Westen
Wir gehen also die Stiegen hinab, wenden uns nach links und bleiben so nahe wie möglich an der Felswand. Alte rote Markierungen weisen den Weg zwischen dem Fels und den dicken Buchenstämmen.
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Weg am Wandfuss
Der Weg erfordert etwas zu kraxeln und dabei auch seine Hände einzusetzen!
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Es geht am Wandfuss auf und ab
Indem wir nahe der Felswand bleiben, kommen wir direkt zur natürlichen Felsrampe. Am Photo sieht man sie im Rückblick, hinten oben in der Mitte steht die würfelförmige Kapelle Saint-Pilon.
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Nordöstlich unter dem Sattel Pas de la Cabre
Der Sattel Pas de la Cabre bildet das Ende unserer Rampe und den Übertritt auf den Kamm. Man kommt hier einfach über plattigen Fels hoch. Oben halten wir uns links, um den Kammweg einzufädeln.
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Knapp unter dem Pas de la Cabre
Der nun markierte Weg verläuft einige Meter unterhalb der Kammlinie. Es ist nicht sinnvoll hier über die Kante schauen zu wollen. Bei der Kapelle St. Pilon geht dies besser und einfacher.
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St. Pilon und die Erhebungen im Ostteil des Massifs
Wir peilen diese Kapelle an, man sieht sie zeitweise vom Weg aus. Sie steht offen und man kann sich hier bei Wind und Wetter unterstellen.
Es ist sinnlos sich über das Mäuerchen zu beugen oder woanders halsbrecherisch hinunterzuschauen, man kann die Kapelle Sainte-Marie-Madeleine von hier oben nicht sehen! Es ist besser man gönnt sich den Rundumblick, so zum Beispiel nach Six-Fours-les-Plages am Meer im Südosten oder die Montagne Sainte-Victoire im Nordwesten.
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Kapelle Saint-Pilon
Abschnitt 3: St. Pilon - Chemin des Rois - Hôtellerie
➙ 2,6 km ... 45 min ➚ 20 m ➘ 335 m ↝ einfach
10% mittelschwere Wege, ohne Markierung
70% leichte Wege, mit Markierung
20% Forststrassen, ohne Markierung
Die Anhaltspunkte
- Kapelle Saint-Pilon, 980 m
- Sattel Col de Saint-Pilon, 980 m
- Chapelle des Parisiens, 860 m
- Hôtellerie de la Sainte-Baume, 670 m
Abstieg auf einfacheren Wegen entlang mehrere Marterln.
Nach der Kapelle Saint Pilon geht es nur mehr bergab, zuerst steigen wir weiter nach Osten ab und somit etwas nach Süden. So kommen wir in den Sattel Col de Saint-Pilon, wo wir wieder in die Nordseite wechseln.
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Abstieg über den Sattel Col de Saint-Pilon
In einigen Kehren abwärts kommen wir zur Chapelle des Parisiens, anschliessend wird der Weg einfacher und breiter.
Das Zusatzschild "chaussée déformée" (holpriger Strassenbelag) ist auf diesem Bergweg etwas deplatziert.
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Chapelle des Parisiens
oratoire = Marterl
Wir kommen wieder zur grossen Kreuzung im Wald, halten uns rechts, um auch für den weiteren Abstieg einen anderen Weg zu nehmen.
Kurz darauf gehen wir an dem Brunnen der Source de Nans vorbei. Achtung, hier ist nicht immer Wasser verfügbar.
Der weitere Weg führt im Wald abwärts. So kommen wir knapp östlich des Ausgangspunkts hinab und bei einem anderen Parkplatz zu Strasse. Man muss nicht an der Strasse gehen, es gibt Landwirtschaftswege parallel und so zurück zum Ausgangspunkt.
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Quelle Source de Nans
Quelle und weiterführende Info
Mit guten topographischen Wanderkarten ist man besser unterwegs: Diese Tour befindet sich auf der Karte IGN "Signes, Tourves, Massif de la Sainte-Baume", Massstab 1:25000, 3345OT.
Wenn du dich nicht mit einer Papierkarte herumschlagen willst, kannst du auch auf Karten-Apps am Handy zurückgreifen. Einerseits handelt es sich um die App Géoportail des amtlichen Kartendiensts IGN. Allerdings benötigt es Zugang zum Datennetz und das ist in Schluchten oder abgelegenen Orten manchmal schwierig.
Alternativ kann man Apps nutzen, die Daten direkt auf dem Gerät speichern. Sie sind im Allgemeinen nicht kostenlos, kosten aber nicht viel. Wir verwenden hauptsächlich OSMAnd, Hier ist es möglich, Konturlinien, Reliefschattierungen, Markierungen und andere hinzuzufügen. Um diese Daten auf dem Handy zu speichern, benötigt man viel Platz.
Natürlich braucht es auch Zugang zu Satelliten für das GPS-Signal mit jeder App. In einigen Schluchten ist dies nicht der Fall. Verlasse dich daher nicht auf die angezeigte Position, sondern lies die Karte auf dem Handy so, wie du sie auf Papier lesen würdest. Die meisten Apps sind für Android und iPhone verfügbar. Die Anwendungen ermöglichen es in der Regel, die zurückgelegte Strecke aufzuzeichnen und auch die angebotenen GPS-Dateien zu jeder unserer Wanderungen einzublenden.
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